2.1. Informatik und CT#
Informatik ist die Wissenschaft der Algorithmen, Rechenmaschinen und der Darstellung, Speicherung, Verarbeitung und Übertragung von Informationen. In Deutschland nahm sie erst Mitte der 50er Jahre an Fahrt auf, doch ihre Grundlagen gehen Jahrhunderte zurück. Trotz ihrer immensen Präsenz kann sie noch immer als junge Wissenschaft bezeichnet werden. Ihre Erfolgsgeschichte lässt sich vor allem durch ihre ökonomische Nützlichkeit erklären.
In der Vergangenheit trugen derartige ökonomische Leitmotive in der Entwicklung akademischer Disziplinen oft eine entscheidende Rolle. So hat unser Hunger nach der Energie als Wirtschaftsgut wesentlich die Entwicklung neuer Maschinen, Endgeräte aber auch die Forschung angetrieben. Heute ist Information als Wirtschaftsgut eine der großen Antriebe für Innovation, Weiterentwicklungen und Forschung im Bereich der Informatik. Jedoch ist die Informatik nicht nur eine Ingenieursdisziplin (Entwicklung, Konstruktion, Produktion und Prüfung von Software Systemen) sondern auch Grundlagen- (Was sind überhaupt Berechnungen und was können wir in welcher Zeit berechnen?) und Formalwissenschaft (Was können wir wie ausdrücken?).
Mit dem Begriff Computational Thinking beziehen wir uns auf jene Denkprozesse, welche die Informatik als Ingenieursdisziplin geformt haben und in Zukunft noch formen werden. Diese Denkprozesse existieren unabhängig von einem konkreten System oder einer Software und finden heute insbesondere auch außerhalb der Informatik ihren großen Nutzen. So gesehen basiert die Informatik auf dem Computational Thinking und ist zugleich ihr Inkubator. Computational Thinking ist kein bestimmter Wissensstand sondern ein Prozess der in Ihrem Kopf stattfindet—ein kreativer, spielerischer, logischer Denkprozess um phantastische und imaginäre Puzzel zu lösen!
Ähnlich wie die Mathematik, die Biologie, die Physik, die Geschichte, die Sprachen und Künste, sollte das Praktizieren des Computational Thinkings heute zur Selbstverständlichkeit gehören.
Es macht die Abstraktion der Mathematik greifbar.
Wie die Sprachen und Künste fördert es Vorstellungskraft, Kreativität und den Austausch von Ideen.
In der Tradition der Naturwissenschaften, hilft es uns die (digitale) Welt besser zu verstehen.
Heute beeinflussen unzählige Algorithmen unsere Lebensweise und wenn wir keinerlei Grundverständnis für jene Mechanismen haben, verlieren wir nicht nur unsere Selbstbestimmtheit sondern auch unsere Mündigkeit um sinnvolle Entwicklungen der Zukunft mitzugestalten. So wie das Lesen wird, sofern die Trajektorie der Entwicklung derart weiter geht, das Computational Thinking für die Teilnahme an der Demokratie unverzichtbar sein.