8.5. Zusammenfassung#

Obwohl allgegenwärtig, ist es nicht einfach eine solide allumfassende Definition des Begriffs Information zu finden. Für den Informationsbegriff gibt es verschiedene Modelle aus verschiedenen Bereichen der Geisteswissenschaften (Philosophie, Semiotik, Kommunikationswissenschaften, Soziologie, …) wie auch Naturwissenschaften (Physik, Nachrichtentechnik) und Strukturwissenschaften (Informatik, Mathematik).

Wir haben uns unterschiedliche Auffassungen von Information angesehen. Einigkeit der verschiedenen Disziplinen gibt es noch nicht. Der natur- und struturwissenschaftliche Informationsbegriff ist klar definiert und liefert ein Werkzeug um den Informationsgehalt zu messen. Für Ingenieure von Informationssystemen ist er aus technischer Sicht wichtig und äußerst nützlich.

Gleichzeitig ist er ungeeignet um die Informationsvermehrung, Verbreitung, Deutung und Wirkung in sozialen oder auch intelligenten Systemen zu analysieren. Um künstliche Intelligenzen zu erschaffen und zu analysieren, reicht die rein syntaktische Betrachtung von Information unserer Meinung nach nicht aus. Auch ist das beschriebene objektive und rein auf die Syntax bezogene Informationsmaß für die Messung eines individuellen Informationsgehalts nutzlos.

Abhilfe könnten die Geisteswissenschaften bringen. Sie schlagen verschiedene, viel umfassendere aber leider auch unschärfere Informationsbegriffe vor. Die Semiotik gibt uns einen guten Gegenentwurf zur natur- und struturwissenschaftlichen Auffassung. Die Systemtheorie versucht den Informationsbegriff allumfassend für alle Systeme zu definieren. Dabei bedient sie sich eines hohen Abstraktionsniveaus, dem nur schwer zu folgen ist. Die Wissenspyramide nach Fuchs-Kittowski bietet eine solide Grundlage, steht aber im Widerspruch zu allen anderen betrachteten Begriffsdefinitionen.

Ob Information emergent hervorgeht ist fraglich, doch besteht sicherlich ein Zusammenhang zwischen Information und emergentem menschlichem Verhalten. Die digitale Vernetzung führt mit großer Wahrscheinlichkeit zu Verhaltensweisen, welche spontan und unorganisiert durch die Teilnehmer von IT-Systemen „von selbst“ entstehen. Die systemtheoretische These, dass die Informationsexplosion zum Aufbau komplexer Systeme führt, die mit der neuen Komplexität umgehen können, klingt ebenfalls schlüssig. Zur Umgebung solcher sozialen Systemen zählen heute, nach meiner persönlichen Auffassung, nicht nur Lebewesen, die durch Algorithmen immer besser vernetzt sind, sondern auch künstliche Intelligenzen.

Es ist uns wichtig, dass Ihnen klar geworden ist, dass es unterschiedliche Informationsbegriffe gibt. Als Computational Thinker*innen ist ihr Arbeitsmaterial die Information im strukturwissenschaftlichen Sinne. Sie sollten jedoch in der Lage sein über Information, hinsichtlich der verschiedenen Sichtweisen, zu reflektieren. Ihnen sollte klar sein, warum Sie wann, mit welcher Perspektive auf die Information blicken und weshalb eine Unterscheidung wichtig sein kann. Wir wollten Sie zudem anregen über den Zusammenhang zwischen künstlicher Intelligenz, emergentem Verhalten komplexer Systeme, Information und IT-Systemen nachzudenken.